Home
Home : German Literature
 » Hsin-hsin-ming, Einpraegung des Vertrauens in den Geist
 
 

Hsin-hsin-ming, Einpraegung des Vertrauens in den Geist

Einpraegung des Vertrauens in den Geist
Uebersetzt von Wu-pieh-an

Der Hoechste Weg ist unbeschwert,
weise nur alle Wahl zurueck.
Nur ohne Abneigung und ohne Vorliebe
verstehst du wirklich die klare Leere.
Um Haaresbreite abgewichen
und Himmel und Erde klaffen auseinander.

Um es vor dir zu sehen
lass los Dafuer und Dagegen.
Der Streit zwischen Dafuer und Dagegen:
genau das ist das Uebel im Mark.
Bleibt das Geheimnis unbekannt:
vergebliche Muehe um friedvolles Denken.

Vollendet (ist es) wie die grosse Leere,
ohne Mangel, ohne Ueberfluss.
Durch Annehmen und Ablehnen
wird die Fuelle nicht erreicht.
Folge nicht der Bestimmung des Seins
noch wohne in der leeren Ablehnung.

Das Eine trage im Busen:
so erlischt sicher restlos das Selbst.
Nicht mehr bewegen ist Passivitaet,
Unveraenderlichkeit Ziel der Bewegung.
Einziges Hindernis ist die Zweiheit:
besser den Samen des Einen zu pflanzen.
Das Eine nicht erlangt -
Beides verloren.

Das Sein verleugnend ertrinkst du im Sein,
der Leere folgend kehrst du ihr den Ruecken.
Viel Reden und Denken
fuehrt nicht zur Wirklichkeit.
Brich ab die Rede, verwirf das Denken:
niemals (bleibst du) ohne Erfolg.

Zum Ursprung kehrend erlangst du das Wesen,
den Erscheinungen folgend fehlst du die Quelle.
Ein Augenblick der Einsicht
verhindert das Verfehlen der Leere.
Im Angesicht der Leere
ist Wechsel nur Schein.
Wahrheit zu suchen ist sinnlos,
aber verlerne zu meinen.

Bleib nicht stehen bei der Ansicht der Zweiheit,
sorglich vermeide ihr zu folgen.
Erscheinen erst Gut und Schlecht,
dann auch Verwirrung und falsches Bewusstsein.
Ursprung der Zwei ist das Eine,
doch halte das Eine nicht fest.

Ist der Eine Geist ungeboren,
sind die zehntausend Dinge makellos.
Ohne Fehler, ohne Dinge:
ungeboren, kein Geist.

Faehigkeit zum Einklang zerstoert die Begrenzung
und mit den Grenzen versinkt auch die Macht.
Ursprung der Grenzen sind die Grenzen der Macht,
Ursprung der Macht ist die Macht zu begrenzen.

Willst du beide Seiten erkennen:
Grundlage ist die Eine Leere.
Die Eine Leere ist gleichsam beides,
in einem enthaelt sie die zehntausend Formen.
Nicht unterscheiden: fein und: grob
(ist) besser als einseitig sein.

Der Grosse Weg ist im Grunde offen,
nicht leicht, nicht schwer.
Enger Blickwinkel, Misstrauen,
einmal hastig, einmal traege:
Festhalten fuehrt zum Verlust des Gleichgewichts,
notwendig treibt es auf Abwege.
Loslassen fuehrt zur Selbstnatur -
Substanz vergeht nicht noch bleibt sie erhalten.

Im Einklang mit dem Wesen den Weg bejahen,
leichthin wandern und unbetruebt.
Gebundenes Denken verfaelscht die Geistkraft,
versinkt in Verwirrung unheilvoll.

Unheil und leidende Seele -
wozu ist es gut, dafuer, dagegen zu sein?
Wer im Einen Fahrzeug vorankommen will,
verachte nicht die sechs Staub(-sinne).
Die sechs Staub(-sinne) nicht verachten
stellt gleich wieder wahres Bewusstsein her.

Der Weise tut nicht,
der Narr verstrickt sich.
Dharma ist nicht verschieden von Dharma,
Narrenwesen gehoert zum Begehren.

Den Geist mit dem Geist erfassen (wollen),
ist das nicht grosse Verwirrung?
Irrtum gebiert Ruhe und Unruhe,
Erleuchtung (aber) weder Liebe noch Hass.
Das Eine zerschneiden in zwei Teile
ist Selbstbetrug.

Traum, Taeuschung (sind) Blumen der Leere,
wozu sich bemuehen, danach zu greifen?
Gewinn, Verlust, richtig, falsch,
mit einemmal fort damit!
Das Auge, wenn es nicht schlaeft,
wird alle Traeume von selbst verwerfen.

Zehntausend Dinge sind einem gleich
fuer den Geist, der nicht unterscheidet.
Das Eine fuehrt in die profunde Tiefe.
(Wer) so entschlossen die Fesseln missachtet,
sieht zehntausend Dinge in einem
und kehrt wieder zurueck zur Selbstnatur.

Mach' ein Ende dem Wodurch-Darum;
es ist nicht moeglich zu vergleichen.
Die Bewegung beenden: Unbeweglichkeit,
das Ende bewegen: Unendlichkeit.

Die Zwei nicht beendet:
Eins - wie soll es das geben?
Schlussendlich das Endgueltige -
keine Bewegung, keine Regel.

Beginnt der Geist Nicht-Unterscheidung,
hat alles Tun ein Ende.
(Von) Misstrauen voellig gereinigt
(ist) das Urvertrauen in wahrer Harmonie.

Voellig ungehindert,
ist nichts mehr zu vermerken, besorgen;
unvoreingenommen klar, selbstverwirklicht
muehelose Geistesmacht.
Denken misst und fuellt es nicht,
Wissen und Fuehlen loten es nicht aus.

Unwandelbare Soheit ist die Welt des Dharma,
ohne ein Anderes, ohne ein Selbst.
Musst du spontan antworten,
erwidere und sprich "Nicht-zwei".
Nicht-zwei - voellig identisch:
nichts, was nicht angenommen waere.

Die Weisen aller zehn Weltgegenden
betraten saemtlich diesen Pfad.
Der Pfad ist nicht eilig, (nicht) saeumig,
zehntausend Jahre - ein Gedanke.
Ohne dazusein oder nicht dazusein,
in allen Richtungen (liegt er) vor Augen.

Winzig klein - wie gross:
Grenzen und Graeben zerbrochen, vergessen.
Riesig gross - wie klein:
keine feste Schranke.

Sein entspricht dem Nichtsein,
Nichtsein dem Sein.
Wo es nicht so ist:
keinesfalls darf man (dem) folgen.
Eins ist wie alles,
alles wie Eins.

Wenn das aber moeglich ist,
warum sorgen, (es) nicht (zu) vollenden?
Der Wahre Geist (ist) Nicht-zwei,
Nicht-zwei der Wahre Geist.
Worte gesprochen: den Weg beendet -
kein Gehen, kein Kommen mehr.
 

back Back


 
Last modified: July 11, 2004
Produced by ZATMA
inf@zatma.org